Todesschach by Clark Darlton

Todesschach by Clark Darlton

Autor:Clark Darlton [Darlton, Clark]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: TTB 184
veröffentlicht: 2014-02-23T00:00:00+00:00


*

Thorn hatte inzwischen zweimal das Hotel gewechselt und war sicher, daß ihm niemand gefolgt war. Vielleicht war es an der Zeit, wieder Verbindung zu seinen Leuten aufzunehmen. Das aber war nicht so einfach, denn nach der letzten Verhaftungswelle war man vorsichtig geworden. Er war ja nur ein kleiner, unbedeutender Kurier gewesen, und vielleicht hatte man ihn schon längst vergessen.

Er kannte einen Ort, an dem er sich öfters mit einem anderen Kurier getroffen hatte. Vielleicht half ihm der Zufall. Der Mann hieß Kern und war Ingenieur, etwa um die Dreißig und in seinen Ansichten gemäßigt und vernünftig. Warum er Grödig helfen wollte, wußte Thorn nicht, aber er wurde den Verdacht nicht los, daß Kern die gleichen Motive wie er hatte.

Kurz entschlossen bezahlte er seine Hotelrechnung, nahm seinen kleinen Koffer und tauchte in der Millionenstadt unter. In einem Cafe las er die Tageszeitungen durch. Es gab nichts Neues in der Politik. Der Süden war ruhig, der Norden nicht minder. Eine Gruppe junger Leute war mit Genehmigung der Regierung zu den Asteroiden unterwegs, um die Möglichkeit der Errichtung eines Hotels zu erkunden. In Europa hatte man zwei neue Felder für das Schachspiel gebaut. Nach letzten Meldungen gab es in diesem Jahr eine Rekordernte in der bewässerten Sahara. Indien ertrank in einem Überfluß an Reis, der von China geliefert wurde.

Es ging gut in der Welt zu – viel zu gut für die ewig Unzufriedenen.

Thorn sah sich um. Das Cafe war bis auf den letzten Platz gefüllt. Man konnte die Müßiggänger nicht von den Geschäftsleuten unterscheiden, die hier mit ihren Partnern beim Kaffee saßen und ihre Transaktionen durchführten. Kinder balgten sich herum, und einige Frauen versuchten, sie zu beruhigen. Ganz in der Ecke saß ein Liebespaar, ohne sich um neugierige Zuschauer zu kümmern.

Eine friedliche Wohlstandswelt.

Thorn zahlte und ging. Er wußte auf einmal nicht mehr, was an dieser Welt so verkehrt war. Doch dann dachte er an Mira, und er wußte es wieder.

Es war ein drittklassiges Hotel am Stadtrand. Niemand fragte hier nach Namen oder Identitätsmarke. Thorn nahm ein Zimmer und setzte sich dann ins Restaurant. Wenn er Glück hatte, tauchte Kern heute zufällig auf. Er wußte, daß Kern mindestens zweimal in der Woche in diesem Hotel seine Kontaktleute traf.

Das Bier war schal wie immer, und den Brandy hatte man verdünnt. Aber das konnte sich der Chef des Hauses erlauben, denn niemand von seinen Gästen würde sich beschweren. Sie hatten alle gute Gründe, den Mund zu halten – und zu zahlen.

Thorn wartete zwei Tage, dann erschien Kern.

Er setzte sich an einen Nebentisch und schien Thorn nicht gesehen zu haben. Mit ruhiger Stimme gab er seine Bestellung auf und blätterte dann in der Tageszeitung, die auf dem Stuhl gelegen hatte. Thorn versuchte, in sein Blickfeld zu geraten, aber Kern sah einfach an ihm vorbei.

Da wurde es Thorn zuviel. Er stand auf und setzte sich auf den freien Stuhl an Kerns Tisch.

»Tut mir leid, Kern, aber ich muß mit Ihnen sprechen.«

Kern blickte weiter in seine Zeitung.

»Sie sind unvorsichtig, Thorn. Wissen Sie nicht, daß man uns auf Schritt und



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